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Übermut im Pferdetraining? So lenkst Du bei energetischen Pferden die Konzentration wieder auf Euer Training

Übermut tut selten gut – oder?

Ich glaube im Frühling gibt es nur zwei Arten von Pferden: Die, die müde vor sich hin schlurfen, weil ihnen im Winterpelz plötzlich viel zu warm ist und die, die vor Energie ständig explodieren.

Vor allem bei der letzten Variante können wir die überschüssige Energie ganz gut bündeln, um sie für unser Training in der Freiarbeit zu nutzen.

Doch wie die Konzentration auf der Training lenken?

Der Typ Pferd, der seine überschäumende Energie kaum bei sich behalten kann, ist oft ein anstrengender Sparring-Partner. Er passt nicht mehr auf, ist ständig mit den Ohren woanders oder bockt wild um dich herum. Konzentration und Fokus? Fehlanzeige!

Doch nun heißt es für dich Geduld bewahren – und das ganze Spektakel nicht persönlich nehmen. Denn aufmerksam zu sein, fällt Pferden grundsätzlich schwer.

Ihr Vermögen, konzentriert bei der Sache zu bleiben, lässt sich je nach Alter wohl am besten mit dem eines Grundschulkindes vergleichen: Mehrere Minuten am Stück sind zwar möglich, aber eine Herausforderung! Steckt dann noch zu viel Energie im Pferd, kann uns als Trainer die Arbeit mit dem Pferd schnell frustrieren. Vor allem, wenn die Lektionen, die wir abfragen, vor ein paar Wochen schon mal gut geklappt haben.

Doch Pferde sind keine Maschinen – zum Glück! Und deshalb heißt es in dieser Zeit für uns: Tief durchatmen. Auch diese Phase wird vorüber gehen…

Folgendes solltest du tun, um die Konzentration wieder auf dich und das Training zu lenken:

  • Konsequent bleiben…und deine Anfrage solange wiederholen, bis das Pferd sie auch tatsächlich umsetzt.
  • Spannend sein…und dein Pferd nicht stur Schema F abspulen lassen. Denn vor allem wenn dein Pferd wenig denken muss, fällt ihm viel Blödsinn ein. Also beschäftige es im Kopf und fordere es mit vielen verschiedenen Übungen jenseits eures gewohnten Trainingsablaufs.
  • Atme immer wieder tief durch…und werde auf keinen Fall emotional. Das putscht dein Pferd nur weiter auf und führt nicht dazu, dass dein Pferd sich stärker auf dich konzentriert – es zeigt ihm vielmehr, dass du kein verlässliches „Leittier“ bist.

Vor der Explosion…

Doch oft spüren wir ja schon, sobald wir das Pferd aus der Box oder dem Paddock holen, dass heute „so ein Tag“ ist. Dein Pferd ist vielleicht extrem guckig und erschrickt sich, sobald der nächste Grashalm wackelt.

Nimm die Tagesform deines Pferdes an und stelle dich darauf ein! Wir möchten ja, dass unsere Pferde mit Spaß bei der Sache bleiben – auf Biegen und Brechen erreichen wir also sowieso nichts. Also bleiben wir lieber flexibel!

Natürlich macht es grundsätzlich Sinn, wenn du einen konkreten Plan im Kopf hast, was du heute mit deinem Pferd erarbeiten möchtest. Denn vor allem ein konkretes inneres Bild verhilft uns oft dazu, dass wir genau dieses Ergebnis auch erreichen.

Doch wenn wir uns zu sehr an unseren Plänen festkrallen, können wir das, was unser Pferd uns anbietet oft nicht nutzen. Steckt dein Pferd also voller Energie und du glaubst, dass du diese geballte Power nicht handeln kannst, dann lass dein Pferd doch zum Beispiel vorher frei laufen und sich ausbocken.

Sorge dabei aber unbedingt dafür, dass dein Pferd das „Laufen lassen“ gut von der Freiarbeit unterscheiden kann – denn es soll ja gerade nicht lernen, dass es auch davon laufen kann.

Daher auch mein zweiter Tipp für energetische Pferde:

Fang auf keinen Fall mit der Freiheitsdressur ohne Strick und Halfter an! Die Wahrscheinlichkeit ist bei einem energiegeladenen Pferd extrem hoch, dass es die erste Möglichkeit nutzen wird, um davon zu laufen. Da das Laufen und vor Freude bocken für die meisten Pferde aber eine Belohnung darstellt, ist das davonlaufen in den meisten Fällen ein „selbstbelohnendes Verhalten“ – das deshalb natürlich auch schnell immer und immer wieder wiederholt wird.

Lass dich auch im Gelände auf keine Diskussion ein. Longiere lieber ab, wenn du dich nicht wohl fühlst oder verzichte auf den Ausritt. Denn Angst ist immer ein schlechter Begleiter und die Pferde spüren unsere Angst. Immer. Da unsere Pferde diese Angst jedoch meistens nicht mit sich selbst in Verbindung bringen, erhöhst du das Energieniveau deines Pferdes nur noch, wenn du deinem Pferd auch noch ganz unmittelbar das Gefühl gibst, dass hinter der nächsten Ecke ein Tiger lauert.

Bleib nach Möglichkeit in jeder Situation ruhig und bestimmt – und lass dich von der Energie deines Pferdes nicht beeindrucken. Der Schlüssel liegt oft darin, sich selbst gut genug einzuschätzen und zu wissen, was du dir zutraust und was dir Unwohlsein verursacht – und dann auch auf dein Gefühl zu hören!

Schaffst du es diese Energie dann trotzdem zu bündeln, kann das Zirkeln um dich herum oft viel ausdrucksstärker werden. Der spanische Schritt kann viel höher und getragener werden – das ist toll, doch du solltest dir der Herausforderung einfach bewusst sein, diese Energie in geregelte Bahnen zu lenken.

Wenn es trotzdem nicht klappt…

…dann kann ich dir nur sagen: Das ist ganz normal. Pferde lernen nicht Schritt für Schritt immer mehr dazu. Das Lernen erfolgt vielmehr wellenartig. Es geht mal bergauf und mal bergab. Rückschritte gehören also immer dazu!

Auch wenn dein Pferd also vom Fellwechsel und dem warmen Wetter müde ist, gehört das dazu. Versuch einfach immer das Beste daraus zu machen! Oft hilft es beispielsweise schon in kürzeren und dafür intensiveren Einheiten zu arbeiten – und deinem Pferd anschließend zur Belohnung eine ausgedehnte Pause zu gönnen.

In diesem Video habe ich dir nochmal zusammengefasst, wie ich damit umgehe, wenn mein Pferd sich an manchen Tagen einfach schwerer tut.

 

In diesem Sinne, nicht verzweifeln! Nur weil du einen Rückschritt machst, bedeutet es nicht, dass du im Vorfeld Fehler gemacht hast oder du mit deinem Pferd nie am Ziel ankommen wirst. Sieh diese Tage eher als Prozess, der dazu gehört, um weiter voran zu kommen.

Viel Spaß beim Training!

Alles Liebe Kenzie

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