Pferdetraining nach Plan oder übst Du lieber spontan?

Wir haben uns ja schon oft darüber unterhalten, wie wichtig es ist, ein konkretes Ziel beim Training vor Augen zu haben – sozusagen ein „inneres Bild“, das du deinem Pferd über deine Körpersprache und Ausstrahlung schicken kannst und ihm es so erleichterst herauszufinden, was du dir von ihm wünschst.

Doch was, wenn der vorher gefasste Plan so gar nicht zur Stimmung deines Pferdes passt? Oder die Lektion einfach nicht klappen will?

Die Faszination Pferd

Das, was uns am Training mit unseren Pferden so fasziniert ist ja nicht – und ich glaube, da sind wir uns hier einig:

Dass sie wie wunderbar dressierte Marionetten funktionieren, sondern wir uns gegenseitig Vertrauen und ein Stück Freiheit zurück geben.

Dass so ein großes und tolles Tier versucht uns unsere Wünsche zu erfüllen und uns zu gefallen.

Dass ein Miteinander entsteht und wir gemeinsam über uns hinaus wachsen.

Was fasziniert dich denn an deinem Pferd? Ist es seine Art, dich anzusehen? Die Entwicklung, die ihr gemeinsam durchlaufen habt? Die Freude an einer bestimmten Lektion? Seine Albernheiten?

Wir haben auf jeden Fall im Alltag immer noch viel zu wenig Platz, um uns über die Eigenheiten unserer Pferde immer wieder aufs Neue so richtig zu freuen und dieses Gefühl in der gemeinsamen Arbeit zu feiern!

Was also tun mit den Plänen?

Ich selbst habe meistens einen groben Plan im Kopf, wenn ich zu meinem Pferd fahre.

Ich weiß schon, ob ich heute eher am Boden arbeiten möchte, ob es eher eine Dressurstunde wird oder ich zum Beispiel Sasou und Fideo gemeinsam trainieren möchte.

Oft leitet mich dabei ein Bauchgefühl, das im Laufe des Tages auftaucht und mir sagt worauf meine Pferde und ich heute Lust haben könnten.

Es ist jedoch auch nicht verkehrt, sich „treiben zu lassen“ und erst im Stall zu entscheiden, was du heute mit deinem Pferd gemeinsam erleben möchtest, wenn du seine Stimmung vor Ort einschätzen konntest.

Denn es macht niemals Sinn, etwas unbedingt durchsetzen zu wollen, was heute – aus welchen Gründen auch immer – für dein Pferd nicht möglich ist.

Bevor du in einer Übung, die heute so gar nicht klappen will, nach einem positiven Abschluss suchst, einem Schritt in die richtige Richtung, ist es psychologisch manchmal nämlich sogar wertvoller gar nicht erst damit anzufangen.

Möchtest du beispielsweise das Hinlegen mit deinem Pferd üben, macht es wenig Sinn, sich dafür einen nasskalten Tag auszusuchen bei dem der Wind an den Bäumen rings um deine Reithalle / den Rounpen rüttelt und heult – denn das ist meist keine Atmosphäre in der dein Pferd im Kopf hat, dass Wälzen bzw. Hinlegen jetzt eine tolle Idee wäre. 

Ist es hingegen aber ein warmer Sommertag und du hast dein verschwitztes Pferd nach dem Dressurtraining gerade abgespritzt und führst es wieder auf den Sandplatz, wird es den Weg in die Tiefe mit viel größerer Wahrscheinlichkeit von selbst suchen. 

In meinem Video gehe ich heute nochmal ganz konkret auf das Thema liegen ein – und was du tun kannst, wenn dein Pferd eigene Ideen einbringt, von denen du gerade nicht so begeistert bist 😉

Der Schlüssel liegt darin, dein Pferd und seinen Charakter wirklich kennenzulernen und dich bei jeder deiner Aktionen und Reaktionen zu fragen, was eure Beziehung in diesem Moment stärken und schwächen würde – und dementsprechend zu handeln.

 

Sich auf das Pferd und die Gegebenheiten einstellen

Frage dich also nicht nur ganz konkret, welches Ziel du gerade im Kopf hast, sondern frage dich genauso, welche Übungen deinem Pferd gerade leicht fallen und welche Ideen du einfach aufgreifen kannst.

Wenn dein Pferd nämlich ab und an eigene Ideen einbringen darf, wird seine Motivation und sein Stolz auf sich nämlich noch ein ganzes Stück wachsen – damit ihr irgendwann gemeinsam über euch hinaus wachst 🙂 

Wie so oft kommt es also auf eine gesunde Mischung aus einem konkreten Plan und der Spontanität sich an Stimmungen und äußere Einflüsse einzustellen und vor allem auch einzulassen an.

Das bedeutet jedoch nicht, dass du deine inneren Bilder außer acht lassen solltest!

Denn auch wenn du spontan an eine Übung heran gehst, solltest du dir vorher über folgende Fragen im klaren sein:

  • Wie soll die Übung am Ende aussehen?
  • Wie sieht der erste kleine Schritt in diese Richtung aus, den ich belohnen kann?
  • Welche Hilfen gebe ich? Welches Stimmsignal? Und möchte ich die ein oder andere Hilfe mit der Zeit wieder reduzieren – und wenn ja, wie?

Es kommt natürlich trotzdem immer mal wieder vor, dass die Übung, die du gerade machst, doch nicht ganz so funktioniert, wie du sie dir gerade vorgestellt hast. Das gehört dazu und ist gar nicht schlimm! Frag dich lieber:

  • Wie kann ich die Übung für den Moment mit einem Erfolgserlebnis abschliessen – auch wenn es noch so klein ist?
  • Was könnte ich an meiner Körpersprache, meinem Timing, meinem Übungsaufbau ändern, damit mein Pferd in die richtige Richtung denkt?
  • Oder macht es Sinn, diese Übung für heute zu beenden und erst morgen wieder aufzugreifen?

…vielen Pferden tut es nämlich sogar ganz gut, wenn sie über eine Lektion eine Weile nachdenken können. Ich baue deshalb regelmäßig Pausen ins Training mit ein – wenn es gut geklappt hat, aber auch wenn sich mein Pferd sich (oder ich als Trainer) schwer getan hat.

Freude haben – auch am gemeinsamen Fehler machen

Denk einfach immer daran: Pferdetraining soll Spaß machen – dir und deinem Pferd! Und auch wenn euer Weg mal etwas holprig wird, solltest du den Lichtstreifen am Horizont niemals aus den Augen lassen 😉

Und glaub nicht, dass bei mir immer alles reibungslos funktioniert hat! Ich habe früh damit angefangen die Pferde in der Herde zu beobachten und zu versuchen mir ihr Verhalten im Training zunutze zu machen. Doch das hat mich nicht vor Fehlern und Rückschlägen bewahrt!

Denn so sehr wir uns bemühen, wenn zwei Herzen miteinander tanzen, übermütig sind oder gerade am Anfang stehen, wird man sich gegenseitig einfach mal auf die Füße treten.

Das gehört beim Lernen der Tanzschritte einfach dazu! Ich bin übrigens auch schon öfter mal vom Pferd gefallen – denn auch das gehört einfach dazu 😉 

In diesem Sinne ganz viel Freude beim Training mit deinem Pferd – mit und ohne Plan und mit allen Erfolgen oder Rückschritten. Am Ende ist doch der Weg das Ziel!

Deine Kenzie

"So startest Du erste Führübungen in der Freiarbeit..."

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