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Konsequenz im Training – so profitieren Du und Dein Pferd davon

Einen gesunden Mittelweg zu finden ist in vielen Lebenslagen schwer.

Oft schwanken wir gedanklich zwischen schwarz und weiß, wollen eine klare Linie – doch vielleicht finden wir diese Linie ja auch außerhalb unserer kleinen Reiterwelt oft eher in einer gesunden Balance als in Extremen?

Fakt ist: Auch Pferdetraining kann nie nur schwarz oder weiß sein.

Denn wir werden nicht zum Ziel kommen, wenn unser Pferd alles darf – uns schubsen, beißen oder gar treten. Wir werden aber auch nicht zum Ziel kommen, wenn unser Pferd mit Zwang wie eine Maschine funktionieren soll – dann bleiben Vertrauen, Leichtigkeit und Spaß auf jeden Fall auf der Strecke.

Das bedeutet für uns, dass wir Entscheidungen treffen müssen.

Klare Entscheidungen. Wir müssen Stellung beziehen und uns unserer Sache sicher sein.

Doch das ist gar nicht so leicht. Weder im Alltag noch im Hinblick auf unser Pferd.

Schließlich schwingen dabei so viele Emotionen und Wünsche mit.

Denn ich denke uns alle hier vereint der Traum von Vertrauen und Leichtigkeit – der Freiheitsdressur bei der das Pferd voller Freude und ganz spielerisch mit dir tanzt.

Doch gerade diese Freiheit entsteht nur durch klaren Entscheidungen, Konsequenz, gutes Timing und vor allem eines: Ganz viel Respekt und Liebe. Das eine schließt das andere dabei nicht aus – sie ergänzen sich vielmehr.

Denn in den Augen eines Pferdes hat ein gutes Leittier, das du natürlich in eurer kleinen Zweier-Herde werden solltest, ganz klare „Soft Skills“, die den entscheidenen Unterschied machen zwischen Sicherheit und Geborgenheit – und in freier Wildbahn in der Herde dem Tod.

Die allerwichtigste Fähigkeit (wenn man denn überhaupt eine einzelne Fähigkeit hervor heben kann) ist die Konsequenz.

Denn sie sorgt dafür, dass der Rahmen und dein Handeln als Mensch für das Pferd immer klar und vorhersehbar bleibt.

Die „Spielregeln“ sind sozusagen klar definiert – und jeder von euch hat die Spielregeln gelesen 😉 

Denn stell dir mal vor, du spielst „Mensch-Ärger-Dich-Nicht“ mit deinen Freunden – doch einer kennt die Spielregeln nicht.

Er wartet nicht erst bis er eine 6 gewürfelt hat, sondern kommt mit seinen Spielfiguren bei jeder Zahl direkt aufs Spielfeld.

Das würde für eine endlose Diskussion sorgen, vor allem wenn dein Gegenüber nicht einsichtig ist und darauf beharrt, dass „seine Spielregeln“ die richtigen sind.

Es kann also zu Beginn auch mit deinem Pferd sein, dass du über „eure Spielregeln“ diskutieren musst.

Vor allem dann, wenn sich für dein Pferd etwas verändert. Denn wenn es klare Grenzen nicht gewöhnt ist, wird es je nach Charakter dazu neigen, diese vorübergehend noch mehr infrage zu stellen.

Langfristig profitiert ihr jedoch beide enorm davon, wenn eure Spielregeln klar sind und euch einen festen Rahmen geben, in dem sich jeder auf den anderen verlassen kann. Das ist unabdingbar für echtes und tiefes Vertrauen auf beiden Seiten!

Die Spielregeln entscheiden auch darüber, ob dein Pferd dich als Führungspersönlichkeit wahrnimmt oder eher nicht.

Denn auch wenn wahre Führungsstärke (die wir leider noch viel zu selten auf den Chefsesseln finden) absolut nichts mit Härte, „Durchgreifen“ oder „Durchdrücken“ zu tun hat, so ist es doch eine innere Stärke, die in allen Handlungen und dem Auftreten zu Tage tritt. 

Wenn du nun in eine Pferdeherde schaust, wirst du feststellen, dass dieser Chefposten nicht für immer unangefochten bleibt, selbst wenn der Herdenchef seine Aufgabe schon über einen langen Zeitraum gut und fair erfüllt.

Je nach Charakter der Herdenmitglieder wird es immer wieder jemanden geben, der nachfragt, ob die bewährten Spielregeln so noch gelten. 

Ich kann dir also nicht versprechen, dass du mit deinem Pferd nie wieder diskutieren musst, wenn es dich erst einmal als gutes Leittier anerkannt hat – denn das hängt ganz vom Charakter deines Pferdes ab (und natürlich wie sicher und gut du deine Führungsstärke verkaufst).

Ich kann dir aber versprechen, dass die Diskussionen mit jedem Pferd ganz unabhängig von seinem Charakter seltener und kleiner werden – oft sogar für andere unsichtbar, wenn du „deinen Job“ gut machst.

Denn kein Pferd möchte unbedingt der Anführer sein.

Natürlich liegt es manchen mehr im Blut als anderen, doch jedes Leittier ist froh, wenn es sich abseits seiner „Herdenverpflichtungen“ ein oder zwei Stunden am Tag „entspannen“ und auf die Einschätzungen eines anderen verlassen darf, der Sicherheit, Spaß und eine spannende Aufgabe verspricht. 

Viel zu oft vergessen wir nämlich, dass Pferde in vielen Bereichen ganz anders ticken als wir – und sich deshalb natürlich auch in einem anderen Rahmen wohl fühlen als wir das tun.

Ich finde, das mindeste was wir dafür tun können, dass wir uns ihre Freiheit ausleihen und sie dafür nicht mehr mit ihren Familienbanden durch die Welt ziehen können, ist es sie zumindest auf ihrer Kommunikationsebene zu treffen – und ihnen das zu geben, was sie brauchen um sich wohl zu fühlen. 

Doch was ist das jetzt konkret?

Pferde wünschen sich:

Klare Linien

…denn die sorgen dafür, dass das Pferd uns und unser Verhalten einschätzen kann. Es weiß, dass es Grenzen gibt und wir uns nicht herum schubsen, treten oder beißen lassen. Das bedeutet Sicherheit – denn ein gutes Leittier weiß, wie man Gefahren vermeidet und auch gefährliche Situationen in den Griff bekommt.

Respekt

…auf beiden Seiten! Denn wenn wir einfordern, dass das Pferd unseren Tanzbereich respektiert, so sind wir dazu verpflichtet auch den Tanzbereich den Pferdes zu respektieren. Hier müssen wir uns beispielsweise immer hinterfragen, was das Pferd wirklich als Belohnung empfindet – denn viele Pferde werden während des Trainings tatsächlich nicht gerne angefasst. Und die Belohnung ist schließlich fürs Pferd, nicht für den Menschen 😉 

Eine Aufgabe

…die nicht nur den Körper, sondern auch Seele und Geist fordert und fördert. Statt nach Wasser zu suchen und die Gefahren der Wildnis zu überstehen, kann es jetzt in unserer Obhut vor allem Spaß machen, gemeinsame Rätsel zu lösen, Neues zu lernen oder einfach im Gelände ein Abenteuer zu erleben. Viele Pferde werden oft viel zu wenig gefordert!

Liebe

…denn nur wenn du dem Pferd wohlwollend gegenüber trittst, kann dein Training fair und FÜR das Pferd sein. Es wird viel zu oft vergessen, dass wir nicht nur unseren Spaß oder gar die Ergebnisse während des Trainings im Auge haben sollten, sondern vielmehr wie unser Training FÜR dieses Pferd gerade einen Unterschied machen kann. Was baut sein Selbstvertrauen auf? Wie wird seine Hinterhand stärker? Wie wird es koordinierter und geschmeidiger in seinen Bewegungen? Das Training ist immer FÜRS Pferd, nicht für uns Menschen 😉 

Lass uns heute also darüber nachdenken, welche Regeln du in deinen Alltag integrieren möchtest.

Oder kennt dein Pferd sogar schon alle wichtigen Regeln und dir hat nur die Bestätigung dafür gefehlt, dass du auch dafür sorgen darfst, dass dein Pferd diese Regeln auch einhält?

Das hat übrigens rein gar nichts damit zu tun, böse, unfair oder emotional seinem Pferd gegenüber zu werden.

Stell dir eher vor, dass du ein Felsen bist, der Ruhe, Beständigkeit und Achtsamkeit ausstrahlt.

Ganz egal wie sehr das Meer um dich gerade tost, welcher Sturm über dich hinweg zieht – du bist der Fels in der Brandung auf den sich dein Pferd immer verlassen kann.

Doch wenn dein Pferd seinerseits unachtsam wird und gegen den Felsen rennt, dann ist das auch schon mal unangenehm.

Ich denke auch du hast dir schon mal den Zeh an einem Felsen, einer Stufe oder einem Bettpfosten gestoßen – und anschließend hast du nicht den Bettpfosten dafür verantwortlich gemacht, sondern deine unachtsame Bewegung, oder? 😉 

Das wichtigste ist, dass du dich – ganz egal was passiert – immer wie der in sich ruhende Felsen fühlst.

Das bedeutet, dass du, selbst wenn es mal unangenehm wird, weil das Pferd gegen den Felsen gerannt ist und du dein Pferd korrigiert hast, dem Felsen keine Beine gibst um dein Pferd zu verfolgen und zu bestrafen. So funktioniert das Prinzip nicht.

Wenn man gegen einen Felsen rennt, wird es kurz unangenehm, doch der Fels stellt einem nicht nach. Er ist auch nach dem Zusammenstoß der gleiche Fels wie vorher – und genau dieses Bild solltest du immer im Kopf haben.

Das ist für dein Pferd absolut logisch, so wie es auch für dich logisch ist, nicht dem Bettpfosten die Schuld an deinem schmerzenden Zeh zu geben 😉 

 

Ruhige Konsequenz ist etwas, von dem beide Seiten enorm profitieren – und die dazu führt, dass sich dein Pferd sicher und gut aufgehoben fühlt.

Und wer die Spielregeln kennt und sich sicher auf dem Spielfeld bewegt, der wird jeden Tag auch ein Stück selbstsicherer. Und so macht das Spiel doch gleich viel mehr Spaß, oder? 😉

Alles Liebe,

Deine Kenzie

"So startest Du erste Führübungen in der Freiarbeit..."

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